Rezension zu Samuel Beckett: Das letzte Band

Damals, als noch Hoffnung bestand

Krapp ist ein alter Alkoholiker, der sich seine Tagebuch-Tapes von vor dreißig Jahren anhört. Über die Bänder und die darauf enthaltenen Geschichten laufen mehrere Zeitebenen zusammen, die sich gegenseitig aufeinander zurückblickend melancholisch reflektieren.

Im emotionalen Zentrum steht ein sexuelles Erlebnis mit einer Frau auf einem Boot; die beiden bewegen sich nicht, aber das Boot schunkelt sie ordentlich zusammen. Nebenher noch der Tod der Mutter, in Kneipen verschwendete Zeit, Erinnerung ans Wasser und die Natur und der Versuch, sich selbst zu verstehen, geprägt von resignativer Hoffnungslosigkeit.

In diesem Stück ist alles verständlich, einleuchtend, zusammenhängend, es sei denn, ich hätte asynchrone Feinheiten übersehen, und das macht es irgendwie langweilig. Gerade das hohe Identifikationspotenzial verhindert den Genuss der sorgfältig ineinander verwobenen Zeit- und Gefühlsebenen, und auch das vielstimmige, multimediale Geflecht von Aufnahme und Wiedergabe macht ein wenig müde.

Die Hoffnung, denke ich, verliert man doch alle Tage, vielleicht kennt Krapp auch dieses Problem, die Nüchternheit, es ist ja nicht gesagt, ob er noch trinkt (angedeutet wohl). Ein kunstvoll gearbeiteter Text, der sich aber wohl nicht so richtig durch die Zeiten trägt. Am Ende läuft ein leeres Band – Hach, so ist das Leben.