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Rezension zu René Pollesch: Herr Puntila und das Riesending in Mitte

Formale Logik, Kojak und materialistische Dialektik

Gleichermaßen gewohnt wie gekonnt jongliert das Stück eine heterogene Menge von Theorie- und (Pop-)Kulturfetzen in eine überraschend stimmiges Gesamtbild. Das Verhältnis von Sprache, Ökonomie und Phantasma als Medien Medien wird in zahlreichen Anläufen auseinandergenommen, wobei sich immer neue Querbezüge entwickeln.

Die kommunistischen Führungen Russlands und Chinas setzen die Einführung des Kapitalismus als dialektisches Projekt um, unglücklich suchen (Ex-)Partner*innen nach der verlorenen Liebe und Kojak erschießt mit seiner .45er eine Schauspielertruppe, die in einer Geisterbahn oder im Park Julius Caesar proben.

Die Schauspieler*innen torkeln sprachlich zwischen der Darstellung von Figuren und der Realität, die doppelbödige Bedeutung einer Vorstellung als Gedankenkonstrukt einer- und mehr oder weniger wirklichem Vorgang auf der Theaterbühne andererseits unterfüttert die Konstruktion immer neuer Paradoxien.

Einen persönlichen Höhepunkt bildete die Herleitung der Limitierung als zentralen Prozess der kreativen Arbeit, die über ein luhmannsches Konzept von Selbst und Außenwelt bzw. Kontext und dem Form ein asketisches Lebensmodell propagierte. Aber irgendwie stehe ich da und kann nichts sagen, so gewöhnt bin ich an das konsekutive herunterrattern von Ereignissen in Texten, die hier zu etwas ganz anderem transformiert auftauchen.

Obwohl die Verhältnisse von Sprache, Geld, Liebe, Realität und Kommunismus vollkommen unklar bleiben und auch die Figuren erklärtermaßen nicht sie selbst, sitzt man als Leser doch dem Glauben auf, hier zentrale Thesen aus den Büchern Eva Illouz’ als überhistorische Paradigmen veranschaulicht zu sehen. Aber wahr ist das natürlich alles nicht, in einer Minute habe ichs schon vergessen, im Gedächtnis bleibt nur Slapstick: Neujahrstag. – Sylvester? – Nein, ich heiße Frank.

RIP.

Foto von Andy Li auf Unsplash

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