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Rezension zu Julian Pörksen: Doing Things With Words

Viel Lärm um nichts

Es gibt kein Subjekt, wir alle spielen Theater, und die Figuren, die da auftreten, wundern sich in erster Linie darüber, was sie nun anfangen sollen. Pitja performt die reine Nutzlosigkeit und Depression, erklärtermaßen tritt er als langweiliges, potenziell streichbares Beiwerk in Erscheinung, während seine Tochter Marion sich in der Haupthandlung gerne verlieben würde, sich nach der Sehnsucht sehnt, die ganz hohen Ansprüche stellt und alle bekannten Möglichkeiten (Geraubtwerden von einem Bild, Angezogenwerden vom großen Denken, von Mitleid, gescheiterten Selbstmordversuchen und kleinen Fehlern/Widerständen) mit ihrer Schauspielkollegin Poppy durchprobiert.

Nach aussichtslosen Fehlschlägen auf der Suche nach dem unwiderstehlichen Grund der Liebe führt schließlich das Konzept der kleinen Fehler doch noch zum Erfolg, Liebe also trotz des Mangels statt wegen irgendwelcher Eigenschaften oder Aktionen, Zurückweisung, Annahme, schön und gut, aber die entscheidende Überzeugungskraft liegt leider, anders als der Titel suggeriert, weniger im Gesagten, sondern bleibt der physischen Performance der Schauspieler*innen, die mit ins Absurde driftenden Regieanweisungen überfordert werden, überlassen.

Sicher, alle Figuren haben irgendwie etwas von diversen postmodern-theoretischen Allgemeinplätzen, welche von einer Theorieband namens A Boy’s Best Friend Is His Mother auch musikalisch dargeboten werden, im Endeffekt stellt das jedoch auf eine generelle Unverständlichkeit und Beliebigkeit aller Theorie ab, die in der oberflächlichen und von performativen Verwechslungen durchzogenen Rede der Figuren zum Vorschein kommt. Hinz und Kunst können ja viel erzählen, denke ich als geneigter Rezipient, Langeweile soll sich nicht mehr von Unterhaltung unterscheiden, das hätte ich auch schreiben können, habe ich aber nicht und jetzt ist es zu spät, aber weil ich es hätte können, will mir auch dieses Stück nicht übermäßig gefallen, was ich kann, das kann ja jeder, mich gibt es nicht und deswegen auch kein Stück von mir.

Ein treffenderer Titel wäre vielleicht How to do Words With Things gewesen, denn am Ende sind immer die Schauspieler*innen angewiesen, durch ihre Mimik, Gestik und Betonung, Bühnenbild, Licht und Sound die gewünschten Unterhaltungseffekte und Begriffe zu illustrieren, Tiefe, Liebe und die Verkehrung des Verhältnisses von Theater und Wirklichkeit auf die Bühne zu bringen. Das vorliegende Stück ist sorgsam komponiert, aber leider nicht neu, nicht innovativ, geht nicht über Beckett oder Pollesch oder wen auch sonst hinaus, ein eingestaubter Werkzeugkasten, luftleerer Raum. Sorry.

Foto von Austin Chan auf Unsplash

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