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Rezension zu Heiner Müller: Der Lohndrücker

Irgendwas mit Arbeitern

Der Sozialismus ist da, 48/49, und die Planwirtschaft ringt mit dem Wiederaufbau. Das Stück folgt dem Geschehen in einer Fabrik, von Hilfsarbeitern durch alle Etagen bis zum Direktor. Die Arbeiter sind nicht gerade glücklich über ihre Arbeits- und Lebensbedingungen, das Essen ist schlecht und teuer, Schuhe sind Mangelware, die Norm wird erhöht, Akkord herrscht, mehr Arbeit zum gleichen Lohn.

Aufsteiger finden sich mit Neid und Verratsvorwürfen konfrontiert, besonders Balke, der Aktivist und Musterarbeiter mit Extraprämie im Zentrum des Geschehens kann sich keiner großen Solidarität erfreuen. Als Ofenmaurer hat er eh schon einen Knochenjob, den er gewissenhaft und sorgsam ausführt, weil Fehler, wie sein fahrlässiger Kollege anfangs schon belegt, einem den ganzen Ofen um die Ohren fliegen lassen können. Statt ein paar Deckel flicken heißt es nun also den ganzen Ofen neu aufbauen, ein katastrophales Szenario mit unmöglichen Ausfällen, wenn man denn an den Plan, das Gute und den Sozialismus glaubt.

Balke schlägt die halsbrecherische aber planrettende Neuerung vor: Den Ofen ringsum laufen lassen, während in einer Kammer gearbeitet wird. Nur mit Mühe findet er freiwillige Helfer, von den andern Arbeitern werden sie beschimpft, beworfen, bestohlen und verprügelt, aus Partei, Presse und Direktion kommen nur Parolen. Ein Helfer fällt versehrt aus, der andere will nach der Denunziation eines Saboteurs nicht mehr mit Balke zusammenarbeiten, und dann, naja, springt eben einer jener Saboteure als Ersatzmann ein. In der DDR gehts dem Arbeiter auch nicht besser als zuvor. Gut.

Zwei Dutzend Personen auf der Bühne, wenigstens an die arbeitenden Schauspieler*innen hat Müller wohl gedacht. Die Handlung besticht nach den ganzen griechischen Tragödien durch ihre Einfachheit, aber das alltägliche Geschehen, diese ganz konkrete DDR, verwischt ein wenig politische und affektive Positionen. Mir ist noch Vieles unklar, Funktion, Motivation, Bedeutung von Details, die Sprache hat mich nicht so recht ergriffen. Sagt das Lehrstück mir, dass alle nur recht hart Arbeiten müssen, damit der Sozialismus funktioniert? Oder das Gegenteil, dass auch die DDR am Klassenverhältnis nicht zu rütteln gedenkt, „Partei ist Partei“?

Ich glaube, ich mag Heiner Müller, aber ein Stück wie dieses möchte ich jetzt nicht gleich schreiben. Es hat mich nicht gepackt, vielleicht hatte es mit seinen Händen noch allzu viele Ziegel zu verlegen.

Foto von Ant Rozetsky auf Unsplash

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