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Rezension zu Euripides: Kyklops

Nobody Knows the Trouble

Das einzig erhaltene Satyrspiel beschreibt den Aufenthalt Odysseus und seiner Mannschaft, vom Winde verweht, auf Sizilien, wo sie in die Fänge des Zyklopen Polyphem geraten. Die Zyklopen leben als Einzelgänger verstreut in den Höhlen des Ätna und ernähren sich maßgeblich von Fleisch, gerne auch dem ihrer Gäste. Bewirtet wird derjenige in question von einer Horde Satyrn unter Stammvater Silenos, die ihrerseits bei einer Dionysos-Rettungsaktion auf die Insel versprengt wurden und dort nun die Schafe halten.

Mit den Satyrn kommt Odysseus zuerst in Kontakt: Er handelt mit dem unwillentlich abstinenten Silenos einen Deal aus, Wein gegen Lebensmittel, welcher dann jedoch platzt, als der monströse Einäugige in das Geschehen tapst. Silenos simuliert, von den Trojaheimkehrern überfallen worden zu sein, obgleich er zuvor nur Schlechtes über seinen Herren zu sagen wusste. Dieser will die ganze Menschensippe sofort verspeisen, beziehungsweise noch auf kulinarische Art und Weise zubereiten und zwingt sie in seine Höhle.

Odysseus berichtet kurzatmig das Geschehen, die beiden saftigsten Männer wurden in kürzester Zeit weichgeklopft, ausgeweidet, gekocht/gebraten und verzehrt. Dann aber pflegte der unholde Gastgeber zu ruhen und ließ sich auf eine Kostprobe aus dem ewig fließenden Weinschlauch der Griechen ein, mit dem der Sohn des Sisyphos nun seinen Masterplan entwickelt: Polyphem, alkoholunerprobt, abfüllen und ihm im Verbund mit den Satyrn das Auge ausstechen.

Daraus entwickelt sich ein exzessives Gelage mit homoerotischen speziesübergreifenden Verquickungen (Zyklop und Satyr), Sauftechniken werden gelehrt und Theorie gepredigt, bis auch die Satyrn total hinüber sind und die Menschen schließlich die entscheidende Arbeit allein machen müssen. Der Anschlag auf die vom Liebesspiel abgeflaute Alkoholleiche glückt unter dem Jubel der Dionysoskinder, die den erblindet wütenden Zyklopen hämisch in die Irre leiten, so dass alle entkommen.

Naja, aber so richtig viel Stimmung will da nicht aufkommen, die prosaische Übersetzung macht das Geschehen allzu deutlich und die Pointe des besoffenen Poseidonsohnes wird ermüdend in die Länge gewälzt, von einer besonderen List des Heerführers ist nicht viel zu bemerken, da die feigen Faune völlig ungetadelt mit in die Freiheit genommen werden.

Der Witz allerdings, in dem sich Odysseus „Niemand“ nennt und die Absicht hegt, dem Menschenfresser das (Augen)Licht auszuknipsen, kann sich mit seinen weitreichenden Verästelungen durchaus sehen lassen. An einem Stück habe ich das Werk gelesen und großflächig exzerpiert, dafür darf ich mir auf die Schulter klopfen, aber den archimedischen Punkt für meine eigene Schauspielkonzeption, die irgendwann einmal ausgearbeitet sein will, habe ich leider an dieser Stelle nicht gefunden.

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