Rezension zu Clemens Meyer: Der Untergang der Äkschn GmbH

Kopf zu, es zieht

Unterhaltsam ist sie, diese Äkschn GmbH, und sie hat keine Angst. Kaleidoskopartig dreht uns Clemens Meyer auf einem Karussel aus den Videokassetten seiner Kindheit und wahrscheinlich aller literarischen und politischen Einflüsse, an die er sich sonst noch erinnern kann.

Ausführlich spielt er seine Verwendung der Cut-Up-Technik vor, referiert über die Entwicklung seiner Theaterstücke, insbesondere Wallstone IV, über Treffen mit Jean Genet und Earnest Hemingway, die nie stattgefunden haben, er knüpft einen bunten Teppich aus Querverweisen und Analogien, aus Anspielungen und Zitaten, von Karl May und Bud Spence über Jörg Fauser und William Burroughs zu Sigurd, Schiller und Joyce, eigentlich sind alle da, und alle sind irgendwie miteinander verbunden in einem großen Feuerwerk. Da müsste man mal so eine richtig schöne, große Fakten- und Querverweisstudie drüberlegen, um die tiefen Geheimnisse dieses Textes zu entschlüsseln -----— nicht.

Poetikvorlesungen, so ist das Buch untertitelt, aber das ist irgendwie falsch. Es sind, abgesehen von einer vom performativen Verschwinden zerfressenen Kapitelnummerierung, keine Vorlesungen, und es geht auch nicht um Poetik. Natürlich ist die Frage, wie ein Schriftsteller schreibt, wie er dazu kommt, wie er arbeitet, immer schon eine Sackgasse, in der sich wenig sagen und noch weniger lernen lässt. Aber stattdessen Schnipsel aus und Berichte über seine bisherigen Arbeiten zusammenzufügen und mit einer endlosen Schlange von Leseempfehlungen aus der Popkultur, Subkultur, Trashkultur zu beglitzern, das ist im besten Falle geschicktes Recycling.

Performativ funktioniert der Text: Er führt wundervoll vor, wie man mit ein paar pseudointellektuellen Versatzstücken einen Haufen Müll, also alter Texte, ausgelaugter Methoden, trashiger Helden, in ein Produkt verwandelt, das gekauft wird und dem irgendwelche Literaturstudent*innen und Möchtegernschreiblinge bestimmt noch eine Lehre oder eine Hoffnung entziehen. Anscheinend ist es ja so einfach. Aber so kurzweilig und unterhaltsam der Text auch zu lesen war – hängen geblieben ist nichts, der Kopf stand komplett auf Durchzug.