Rezension zu Christian Kracht: Die Toten

Viel Trara für einen Splatterroman

Vorkriegszeit, 1932, ein Schweizer Arthouse-Regisseur wird aus unerfindlichen Gründen mit Geld vollgestopft für einen Film, der statt Heinz Rühmann zu irgendwas mit Japan verdreht wird, wo die Frau des Filmemachers zufällig bereits lebt (und wo sie gerade mit einem jungen, genialischen und nationalistischen Japaner anbandelt).

Diese klassische Dreiecks-/Trennungsgeschichte mit Charlie Chaplin in einer Nebenrolle und großem Tamtam UFA vs Hollywood tritt ziemlich auf der Stelle. Auf der gemeinsamen Überfahrt zwingt Chaplin den Lover dazu, über Bord zu springen, das ist irgendwie der Gag der Geschichte, einfach weil er ein amerikanischer Psycho und Waffennarr und gerade einem japanisch-nationalistischen Attentat entkommen ist.

Gut, die Frau also alleine, erfolglos, versagt an ihren Hollywoodambitionen, geht putzen, Pornos drehen und springt vom legendären H auf den Hills (eine Epiphanie). Der Japaner treibt im Pazifik, Chaplin kennen Sie ja und der Regisseur streunt allein durch Japan, dreht einen schlechten Kunstfilm und wird in der Schweiz Professor. So weit so gut.

Die Erzählweise ist stark pseudojapanisch geprägt, schön kursiv werden die Fachbegriffe für Tisch, Stuhl und Papierwand akzentuiert, aber alles scheint nur halbherzige Tarnung zu sein, um sich auch noch ein paar ultrabrutale Folter- und Todesmethoden in die Story zu holen, Harakiri, Filettierung, abgezogene Haut, mit großem Eifer und Detail kümmert sich Kracht darum, Stimmung zu machen.

Die Sprache wirkt dabei jedoch oft aufgeschwemmt, der Stilmix wurstig, der Möchtegern-30er-Jahre-Ton wird durch grobe Fahrlässigkeiten im Vokabular entstellt. Ein Künstler, der ein mittelmäßiges Werk (unter komplizierten Arbeitsbedingungen und für viel Geld) fertigstellt, ein Haufen fingernagelkauender, nervöser Alter Egos des Verfassers, die sich um eine völlig abwesende, erfolglose Frau gruppieren, viel hat mir das nicht gegeben, das ganze Nazi-, Japaner- und Hollywoodzeug total überflüssig, nur für Grundschullehrerinnen interessant.

Foto von davide ragusa auf Unsplash.