Rezension zu Aischylos: Sieben gegen Theben

Erinnyst du dich?

Der Chor thebanischer Jungfrauen klammert sich ängstlich flehend an die Heiligenbilder der Stadt, während draußen sich jene sieben Heerführer aus dem Titel auf die ebenso vielen Tore der Stadt zubewegen.

König Eteokles weist die Weiber zurecht: Ihr Rumgeheule gefährde die Truppenmoral (Männermoral), jetzt heiße es gut analysieren und entschlossen handeln, bzw. wie es sich für eine Frau gehört, zu Hause am Herd stehen. Es ist durchaus ein Ringen um den Sinn des Gebets und des Götterglaubens insgesamt, der nie ganz aufgegeben, aber doch auf eine abstrakte Macht im Hintergrund reduziert wird.

Es folgen Boten, die ausschweifend von der Verfassung der gegnerischen Streitkräfte berichten, soundsoviele Leute angeführt von demunddem, die meisten prahlen bloß mit hübschen Verzierungen auf ihren Schilden rum und Eteokles sendet jeweils starke, aber bescheidene Kontrahenten an die Tore und mimt den besonnenen und rationalen Feldherren.

Das siebte Tor, attackiert von seinem Bruder Polyneikes, will und muss er aber selbst verteidigen, wissen wir ja, diese Ödipuskinder, die sich standesgemäß, nachkommenlos, gegenseitig vernichten werden. Die Stadt aber ist gerettet, die Strategie hat sich bewährt und der Tod ward billigend in Kauf genommen, wenngleich die beiden Schwestern der Familie, Ismene und Antigone, doch recht unglücklich darüber sind.

Das Schlimmste aber, ein Drama für sich, ist der Herold, die Stadtverwaltung, die nur für den heimischen Königsbruder ein Begräbnis erlaubt, die Leiche des Angreifers aber den Hunden und Geiern zum Fraß vorzuwerfen anordnet.

So richtige Spannung will nicht aufkommen in diesem Stück, zu sehr erinnert es an den Geschichtsunterricht, kein Trick, keine Pointe, nur ein wenig dilemmatische Schweigsamkeit, aber immerhin lustige Flüche, die Willkür der Stadtregierung, ein ziemlich lakonischer Herald und insgesamt natürlich ein Kunstwerk.