Rezension zu :
Geist.lol Existence Reveal Party
Die Seite steht. Das heißt, sie liegt schon eine Weile, erst brach, jetzt aber: in den Wehen, einen tanzenden Stern zu gebären. Wie dem so üblich ist, herrschen noch allerlei Unklarheiten über Inhalt, Umfang, Rhythmus und was das eigentlich soll, aber es gibt jetzt eine Seite und die Seite heißt Geist.lol. Geist, das ist eine zwielichtige Gestalt, die uns oft aus der Vergangenheit oder aus einer Unzeit einholt, die wir aber auch vermissen und ersehnen in einer Gegenwart, die sich von vorne bis hinten ungeistig, geistlos, auf Körper und Materialitäten reduziert darstellt. Begriffshistorisch wurde die Fluktuation des Geistes als eine genuin dem männlichen Geschlechtscharakter eigene Qualität aufgefasst und einer ewigen und passiven Weiblichkeit (Welt, Natur) gegenübergestellt und Dank seiner raum-zeitlichen Begrenztheit an Aktivität sollte sich der Geist nicht zu ernst nehmen.
So denkt Arthur Glaubig (das bin ich) am 29.04.2023. Nach beinahe einem Jahrzehnt der geistigen Abwesenheit hat er sich zuletzt wirklich bemüht, das intellektuelle und kulturelle Leben zu seinem eigenen zu machen, Premieren anzuschauen und Debüts zu verfolgen, Neuerscheinungen zu lesen und Klassiker zu verinnerlichen, sich selbst zu verwirklichen und zu optimieren, und von den dabei auftretenden Erfolgen und Widerständen soll nebenläufig die entstehende Website berichten. Zunächst ist dabei an die Publikation einer ganzen Reihe sogenannter Rezensionen gedacht, die stark subjektivierte Blicke auf Belletristik und Theatertexte, auch mal Inszenierungen, Lyrik, Theorie und Alltag werfen. Dabei besteht ein Faible für den Verriss, der in der Praxis aber doch nur selten derart gelingt, dass er überindividuelle Gültigkeit beanspruchen könnte.
Es existiert noch mehr Text, ein schier endloses fiktionales Tagebuch, aus in Zukunft dem vielleicht noch weitere Textgattungen oder Texte extrahiert und präsentiert werden, wenn nicht gerade für den Serpent oder eine Monographie geschrieben wird.
Das Design von Geist.lol ist ebenso wie die Inhalte hand- und mehr oder weniger selbstgemacht, es geht also auch um diese Äußerlichkeit, alles muss eins ja heutzutage selber machen, kann das aber auch, da die Produktionsmittel so immateriell geworden sind wie der Geist, sie kosten nur Zeit, von welcher eins nie genug bekommt. Es gibt nie genug!
Vorhang auf!